Zum zehnjährigen Jubiläum hatte der Verein Smaragdgebiet Oberaargau am 23. März 2018 für einmal ins Restaurants visavis eingeladen. Oben im hohen Avesco-Gebäude am Bahnhof Langenthal wurde bei schönster Aussicht kurz Rückblick gehalten. Co-Präsident Kurt Bläuenstein fand, dass die Gründergeneration stolz auf die beachtlichen Leistungen der Startphase zurückblicken dürfe.
Aus dem Vorstand verabschiedet wurden an dieser Versammlung Simon Jöhr, Petra Graf, Bernhard Schär und André Kissling. Neu gewählt wurden Ruedy Minder (Vertreter WWF), Markus Maag (Inforama) und Christian Oester (Gemeinde Thunstetten). Anschliessend wurde mit Kurzvorträgen Einblicke in die «Citizen Science» (Bürgerwissenschaft) am Beispiel der einheimischen Krebsarten und in die neuen Projekte «ökologische Infrastruktur» (Zürich bis Oberaargau) sowie Biodiversitätsförderung im Siedlungsraum des Smaragdgebiets gegeben.
Hiesige Krebsarten brauchen Hilfe
Projektleiter Christian Imesch berichtete von den interessanten Erfahrungen mit dem Ansatz «Citizen Science», bei welchem Privatpersonen wissenschaftliche Untersuchungen unterstützen oder gar selbständig durchführen. So machten sich die letzten Jahre Freiwillige des nachts auf ins Smaragdgebiet und suchten mit Taschenlampen ausgerüstet über 120 km Fliessgewässer nach einheimischen Krebsarten ab. Trotz enormem Einsatz konnten nur gerade zwei Vorkommen des Dohlenkrebs und zwei Bestände des Edelkrebs bestätigt werden. Funde des eingewanderten Signalkrebs zeigen einen Teil des Problems auf: Die exotischen Krebse sind Träger eines Bakteriums, der die einheimischen Krebse zum Absterben bringt. Deshalb dürfen keinesfalls Krebse ausgesetzt werden. Auch wenn die nun geklärte Ausgangslage ernüchternd ist: Sie bietet die Chance, die verbleibenden Bestände durch einen sogenannten Stützbesatz zu stärken. Dies erfolgt durch Berufsleute unter Wahrung grosser Vorsichtsmassnahmen. Grosse Vorsicht walten lassen sollen auch die Landwirte beim Ausbringen von Jauche und die ganze Bevölkerung beim Einsatz jeglicher Substanzen in der Nähe von Gewässern.
Testfeld «Ökologische Infrastruktur»
Seit 2012 hat die Schweiz eine «Strategie Biodiversität», seit September 2017 auch einen dazu gehörigen Aktionsplan. In beiden Dokumenten verankert ist die «Ökologische Infrastruktur». «So wie für uns Schweizer das Nationalstrassennetz selbstverständlich ist, soll es in Zukunft auch das Netzwerk der ökologischen Infrastruktur sein», meinte Vorstandsmitglied Christian Hedinger, der seit den Anfängen des Smaragd-Projekts mitwirkt. Er ist Bindeglied zu einer Beratungsfirma, welcher im Auftrag der Kantone Zürich, Aargau und Bern ein Vorgehen punkto ökologischer Infrastruktur entwicket. Im Gegensatz zu Zürich und Aargau umfassen die bernischen Überlegungen nicht den ganzen Kanton, sondern vorab einzig das Smaragdgebiet Oberaargau. Hier wird allerdings auch in den solothurnischen und luzernischen Teilen geprüft, wie diese «Infrastruktur» zu Gunsten der weiterhin sehr gefährdeten Biodiversität gestaltet werden kann.
Auch im Siedlungsgebiet
Der Verein Smaragdgebiet Oberaargau war bisher hauptsächlich im Bereich Landwirtschaft, Forst und Fliessgewässer tätig. Vorstandsmitglied Werner Stirnimann präsentierte Ansätze, wie sich speziell die feuchtigkeitsliebende Biodiversität auch vermehrt im Siedlungsraum fördern lässt; und zwar Hand in Hand mit Unternehmen, Gemeinden, Organisationen, Privatpersonen, usw., die ebenfalls mit gutem Beispiel voran gehen können.
Projektleiter Christian Imesch betonte, dass ausgesetzte Krebse einheimische Bestände gefährden.
Co-Präsident Kurt Bläuenstein (links) führt durch die Versammlung, unterstützt durch Co-Präsident Beat Siegrist.